Wie gestalte ich eine katzenfreundliche Umwelt?
Mittlerweile wissen wir, dass viele chronische Erkrankungen unserer Stubentiger durch das Schaffen eines optimalen Umfeldes gelindert und oft sogar vermieden werden können.
Da die Vorfahren unserer Katzen einzeln lebten und jagten, kommunizieren auch unsere Hauskatzen sehr viel über Duftstoffe. Diese indirekten Signale haben Bestand über Zeit und Raum. Zusätzlich erfolgt Kommunikation über minimale Änderungen der Mimik und Körperhaltung, die uns Menschen oft verborgen bleibt. Somit leben unsere vierbeinigen Mitbewohner leider oft unter dauerhaftem Stress und werden schleichend krank.
Nachfolgend wollen wir Ihnen Ideen zum Optimieren des häuslichen Umfeldes Ihrer Katze geben.
Management katzenwichtiger Dinge (Ressourcen)
Bei all diesen Dingen gilt, dass die Anzahl der angebotenen Quellen immer eine mehr als die der Katzen ist. Wichtig ist auch, dass die jeweilige Quelle an verschiedenen Stellen in der Wohnung so angeboten wird, dass die Katze diese von Zwei- und Vierbeiner unbeobachtet und in Ruhe nutzen kann. Fensterplätze und den Eingangsbereich daher für diese Ressourcen meiden. In Mehrkatzenhaushalten muss zusätzlich der Fluchtweg immer in mehrere Richtungen möglich sein.
Um die Trinkmenge der Katze zu erhöhen, ist das Angebot von stehendem und fließendem Wasser (Trinkbrunnen) sinnvoll. Manche Katzen bevorzugen Regen- oder Mineralwasser. Gerne austesten! Weitere Tipps finden Sie hier.
Katzen sind Snackfresser, d.h. sie fressen 5 bis 10 Mahlzeiten pro Tag und jeweils nur kleine Portionen von 10-30 g entsprechend einer Maus. Hier bieten sich z.B. Mikrochip gesteuerte programmierbare Futterautomaten für Nassfutter an. Trockenfutter sollte man ausschließlich im „active feeding“ mit Hilfe von Futterbällen, Puzzlefeedern oder Fummelbrettern (gerne alles auch schnell selbst gebastelt) anbieten. Dies macht es möglich sich selbst zu beschäftigen und simuliert die Möglichkeit zu Jagen. Bei nur 2 oder 3 Fütterungszeiten sind Katzen hungrig, fressen das Futter häufig gierig und erbrechen es oft zeitnah teilweise wieder.
Das Katzenklo sollte die 1,5fache Länge der Katze von der Schnauze zum Schwanzansatz und keinen Deckel haben. Die Katze muss sich im Klo drehen können. Eine feine, sehr gut klumpende Einstreu mit mindestens 3 cm Einfüllhöhe, wird von den meisten Samtpfoten bevorzugt. Urinklumpen sollte man zweimal täglich entfernen (je kompakter die Streu bindet, umso besser ist die Reinigung) und die komplette Katzentoilette einmal pro Woche mit einem geruchsneutralen Reinigungsmittel säubern. Jede Wohnetage benötigt eigene Toiletten. Katzenklos, die nebeneinanderstehen, zählen als ein Klo. In diesen Fällen lieber ein sehr großes Klo, z.B. eine große Plastikwanne, verwenden.
Katzen lieben sicherere Rückzugsorte und diese gerne warm. Ihr Motto ist „Sehen ohne gesehen zu werden“. Nutzen Sie die dritte Dimension: Kletterwände, Hängematten… Denken Sie bitte daran, die Wohn-Transportbox sollte eine wichtige Rückzugsmöglichkeit für Ihre Katze sein, um den Beginn des Tierarztbesuches so stressfrei wie möglich zu gestalten! In Mehrkatzenhaushalten braucht jede Rückzugsmöglichkeit zwei Fluchtwege oder Ausgänge, um zu vermeiden, dass eine Katze das Verlassen blockieren kann. Hier bieten Kartons eine einfache Lösung.
Auch horizontale und vertikale Kratzmöglichkeiten sind nicht nur zur Schonung der Möbel wichtig. Sie sind katzenwichtige Ressourcen, da das Kratzmarkieren durch die hierbei freigesetzten Duftstoffe ein wichtiges Kommunikationsmittel ist. Wichtig ist, sie nahe zu den Schlafmöglichkeiten und zu den Ausgängen zu platzieren. Senkrechtstehende Kratzmöglichkeiten wie z.B. Kratzbäume, dürfen nicht wackeln und sollen das komplette Ausstrecken der Katze ermöglichen. Waagrechte Kratzmöglichkeiten müssen so schwer sein, dass sie sich beim Kratzen nicht vom Boden abheben.
Konflikte mit anderen Tieren
Hunde sind die natürlichen Feinde von Katzen, Vögel und Mäuse eine beliebte Beute. Sollen verschiedene Tierarten in Harmonie in einem Haushalt zusammenleben, empfiehlt es sich, professionellen Rat zu holen. Hier ist wichtig, bestimmte Regeln möglichst gleich zu Beginn zu beachten. Eine Katzenklappe in der Zimmertür oder Treppenschutzgitter schaffen zwar geschützte Räume, sind aber nur Teil der Lösung.
Im Mehrkatzenhaushalt ist ein stressfreies Zusammenleben trotz optimaler Ressourcen manchmal aufgrund der angeborenen und erlernten Eigenschaften einzelner Katzen nur schwer oder auch nicht möglich.
Disharmonie mit den Menschen
Katzen mögen vorhersehbare, positive Routinen. Schaffen Sie planbare Tagesabläufe und zwingen Sie die Katze nicht zur Kontaktaufnahme. Bieten Sie Ihrer Samtpfote alle katzenwichtigen Dinge außer Reichweite und damit in Sicherheit von Kleinkindern an. Begeben Sie sich auf Katzenniveau, sprechen ruhig mit Ihrem Hausgenossen und bieten ihm die geschlossene Hand an. Streicheln Sie erst, wenn die Katze Kontakt mit Ihnen aufgenommen hat. Vermeiden Sie starren direkten Augenkontakt, langsames Blinzeln ist möglich.
Die Veränderung der Familienverhältnisse oder Arbeitszeiten kann genauso wie die Veränderung der Einrichtung ein Stressfaktor für Ihren Vierbeiner sein, der berücksichtigt werden sollte.
Gerüche
Wie besprochen kommunizieren Katze sehr viel über Gerüche und sind daher auch hier sehr sensibel. Einkaufstaschen oder Paketsendungen können genauso Stressfaktoren sein wie Besuch und Straßenschuhe. Vermeiden Sie bei empfindlichen Katzen Duftkerzen, Räucherstäbchen, Lufterfrischer, stark duftendes Deo, Parfüm oder Creme. Reinigen Sie möglichst mit geruchsneutralen Reinigern. Waschen Sie Dinge, die Ihre Katze als Liegeplatz nutzt, nicht auf einmal. Verhindern Sie, dass fremde Katzen Zutritt zu Ihrer Wohnung haben.
Beschäftigung
Langeweile ist einer der Hauptgründe für Stress bei ausschließlich in der Wohnung gehaltenen Katzen. Jedes Tier hat eigene Vorlieben für bestimmtes Spielarten und Spielzeuge. Testen Sie es aus und spielen Sie immer mit jeder Katze separat. Das soziale Spiel stärkt die Bindung der Katze zu Ihnen. Wichtig ist sich klarzumachen, dass Beobachten und Belauern spannend für die Katze und zeitgleich langweilig für Sie ist. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, auf Katzenart mit möglichst realistischer Beute zu spielen, d.h. nicht wild mit dem Spielzeug herumwackeln, sondern vor der Katze fliehen, das Spielzeug verstecken und warten. Das für das soziale Spiel genutzte Spielzeug verschwindet aus der Reichweite der Katze bis zum nächsten Mal. Für das alleinige Objektspiel stellt man der Katze andere Spielzeuge zur Verfügung. Auch kann man die Fellpflege, Krallen schneiden oder Zähne putzen mit Training interaktiv gestalten.
Haben Sie Fragen, wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihren Tierarzt. Am besten zeichnen Sie dazu im Voraus einen Wohnungsplan, in dem Sie alle unter „Management katzenwichtiger Dinge (Ressourcen)“ genannten Ressourcen farbig einzeichnen. Bitte machen Sie auch Fenster kenntlich. Dieser bietet eine sehr gute Grundlage, Stressfaktoren zu erkennen und Lösungen gemeinsam zu finden.
Sollte Ihre Katze schon eine stressbedingte Krankheit haben, helfen unterstützend Nutrazeutika, Pheromonsprays und Diätfutter.
Nutrazeutika sind sinnvollerweise auch prophylaktisch vor Veränderungen der alltäglichen Routine einzusetzen, um diese Situationen gelassener und gesund zu überstehen.
Stand April 2024