Blasenprobleme – die passende Ernährung unterstützt gesunde Harnwege
Blasenentzündungen bei Hund und Katze sind ein häufiger Vorstellungsgrund bei Ihrer Tierarztpraxis. Zur gezielten Behandlung der Blasenentzündung wird versucht, die Ursache so genau wie möglich zu identifizieren. Die Blasenentzündung kann z.B. anatomisch oder genetisch begründet sein. Es kann eine Blaseninfektion vorliegen oder aber es können Harnkristalle oder Blasensteine die Blasenwand reizen. Bei der Katze ist die häufigste Ursache einer Blasenentzündung Stress.
Für die Diagnose brauchen Tierärzte i.d.R.
- möglichst gezielte Informationen von Ihnen zum Tier, zu Ihren Beobachtungen und zur Fütterung und Haltung
- eine sorgfältige äußerliche Untersuchung
- eine Ultraschalluntersuchung der Harnorgane
- Laborergebnisse der Urinuntersuchung
Kristalle, Harngrieß oder Blasensteine als Ursache einer Blasenentzündung
Häufiger, als man sich vorstellt, sind Harnkristalle in Form von Harngrieß oder Harnsteinen die Ursache von Blasenentzündungen. Oft ist es die falsche Zusammensetzung des Futters, die zur Bildung der Harnkristalle führt.
Enthält das Futter zu viele alkalisierende Elemente (v.a. Calcium, Kalium, Magnesium oder Natrium), steigt der pH-Wert des Harns deutlich an und begünstigt die Bildung von sog. Struvit-Kristallen. Enthält das Futter einen Überschuss an ansäuernden Elementen (v.a. Phosphat, Schwefel und Chlorid), sinkt der pH-Wert stark und es können sich Calcium-Oxalat-Kristalle bilden. Ist die Konzentration der Kristalle im Urin zu hoch und werden sie nicht regelmäßig aus der Blase ausgespült, so bilden sich daraus Struvit-Steine bzw. Calcium-Oxalat-Steine.
Der pH-Wert gesunder Hunde und Katzen im Urin liegt zwischen pH 6,0 und pH 6,8. Bei ausgewogener Futterzusammensetzung, ausreichender Trinkmenge und regelmäßigem Harnabsatz sind dann alle Stoffe im Urin gelöst und können ausgeschieden werden.
Wenn das Tier stets ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt, verdünnt es die Elemente. So werden kleine Kristalle mit dem Urin ausgeschieden, bevor sie sich zu größeren Steinen zusammenlagern können. Nimmt ein Tier hingegen zu wenig Wasser auf, ist der Urin viel konzentrierter. Dadurch bleiben manche Stoffe ungelöst. Es bilden sich Kristalle und nachfolgend oft Steine.
Können Harnsteine verhindert oder aufgelöst werden?
Die Harnstein-Vorbeuge beginnt also stets mit der ausreichenden Flüssigkeitsaufnahme.
Tipps zur ausreichenden Wasseraufnahme bei Katzen finden Sie hier.
Ebenso wichtig ist es, den pH-Wert des Harns im optimalen Bereich zu halten.
Die gute Nachricht: der pH-Wert des Urins kann durch die richtigen Fütterungsmaßnahmen eingestellt werden. Das kann durch spezielle Diät-Alleinfuttermittel geschehen oder aber auch durch bestimmte Ergänzungsfuttermittel, die dem gewohnten Futter zugefügt werden.
Je nach Zusammensetzung können Futtermittel ansäuernd oder alkalisierend auf den Harn einwirken. Ansäuernde Futtermittel (z.B. mit einem hohen Gehalt an Methionin) machen den Harn saurer und verhindern dadurch die Entstehung von Struvit-Kristallen oder Struvit-Steinen. Dabei ist die Menge des ergänzten Methionins variabel. Wenn z. B. bereits Struvit-Grieß oder Struvit-Steine in der Blase vorhanden sind, muss die Menge des Methionins sehr hoch sein. So entsteht ein stark saurer Urin, in dem sich die Steine langsam wieder auflösen. Wenn die Auflösung erfolgt ist, muss die Methioninmenge wieder so reduziert werden, dass ein pH-Wert eingestellt wird, in dem sich keine neuen Struvit-Steine bilden, der aber auch nicht so niedrig ist, dass sich andere Steine bilden, die in diesem pH-Bereich auskristallisieren, z.B. Calcium-Oxalat-Steine.
Alkalisierende Futtermittel (z.B. mit einem hohen Gehalt an Kaliumcitrat) können den Harn weniger sauer machen und so helfen, die Neubildung von Calcium-Oxalat-Steinen zu verhindern. Im Gegensatz zu Struvit-Steinen ist die Auflösung von Calcium-Oxalat-Steinen eigentlich nicht möglich. Hier ist es viel wichtiger, deren Bildung zu verhindern. Dies ist durch eine geeignete Fütterung und mit Hilfe von bestimmten Ergänzungsfuttermitteln möglich. Informieren Sie sich gerne in unserem Ratgeber-Artikel „Vitalstoffe bei Calcium-Oxalat-Steinen“ hier. Eine zu starke Alkalisierung des Harns birgt die Gefahr, dass sich vermehrt Struvit-Steine bilden.
Neben den am häufigsten auftretenden Struvit- und Calcium-Oxalat-Steinen gibt es weitere Harnsteine, die bei Hunden und Katzen eine Rolle spielen können. Auch ihre Entstehung wird vom falschen Harn-pH-Wert und zu geringem Harnabsatz beeinflusst.
Es gelingt leider nicht immer durch die Einstellung des Harn pH-Wertes vorhandene Harnsteine so aufzulösen, dass eine operative Entfernung vermeidbar ist.
Die bedarfsgerechte Flüssigkeitsaufnahme des Tieres und der regelmäßige Harnabsatz werden vorausgesetzt
Harnstein | Struvit | Calcium-Oxalat |
---|---|---|
Keine Harnsteinbildung | bei pH-Wert 6,0 – 6,8 | bei pH-Wert 6,0 – 6,8 |
Harnsteinbildung | bei zu alkalischem Harn ab pH-Wert über 7,0 |
bei zu saurem Harn ab pH-Wert unter 5,5 |
pH-Wert korrigierende Zusatzstoffe | Methionin, Ammoniumchlorid | Kaliumcitrat |
Harnstein-Auflösung möglich? | oft bei pH-Wert 5,8 – 6,2 | nein |
Harnstein-Vorbeuge | bei pH-Wert 6,2 – 6,5 | bei pH-Wert 6,5 – 6,8 |
Wenn wir uns die vorangehenden Informationen anschauen, wird klar, dass eine zielgenaue Einstellung des pH über die Nahrung nur durch regelmäßige Bestimmung des Harn-pH-Wertes gelingen kann. Nur so weiß man, ob eine Ansäuerung oder eine Alkalisierung des Harns erforderlich wird. Und nur so kann man kontrollieren, ob z.B. die Ansäuerung ausreichend ist oder ob des Guten bereits zu viel gegeben wird. Dazu sollten Sie in der Lage sein, Urin von Ihrem Tier sauber zu gewinnen und den pH-Wert selbst zu bestimmen. Das ist nicht ganz einfach, aber mit den folgenden Tipps können Sie das mit etwas Übung hinbekommen.
Tipps zur Harngewinnung und pH-Wert-Messung
Für die pH-Bestimmung im Urin brauchen Sie ein geeignetes Auffangbehältnis sowie passende Teststreifen*.
Fangen Sie den Harn in einem sauberen Behältnis auf. Eine flache Schale oder eine ausgediente Schöpfkelle können sehr hilfreich sein. Halten Sie das Auffanggefäß während des Urinierens des Vierbeiners in den Urinstrahl und fangen diesen auf.
Bei kleinen Hunden oder Katzen ist dies manchmal nicht möglich. Als Hilfsmittel kann hier eine Plastikwanne oder ein Katzenklo dienen.
Reinigen Sie die Katzentoilette gründlich. Sorgen Sie dafür, dass Reinigungsmittelreste vollständig entfernt sind. Ersetzen Sie die gewöhnliche, saugfähige Einstreu durch eine spezielle Kunststoffeinstreu**. Diese saugt den Urin nicht auf, so dass er sich auf dem Boden der Katzentoilette oder der Plastikwanne sammelt und direkt mit der mitgelieferten Pipette aufgesaugt werden kann.
pH-Wert-Messung:
- Einen Teststreifen mit sauberen und trockenen Fingern entnehmen
- Teststreifen zügig so in den Harn eintauchen, dass alle Felder benetzt sind
- Überschüssigen Urin vorsichtig abschütteln
- Die in der Packungsbeilage angegeben Zeit abwarten
- Teststreifen wie auf der Packungsbeilage angezeigt an die Skala anlegen
- Farbe des Teststreifenfeldes mit der auf der Packung aufgedruckten Farbskala vergleichen
- Wert ablesen, der der Verfärbung des Teststreifens am nächsten kommt.
Bitte bedenken Sie: der pH-Wert im Urin ist deutlichen Schwankungen unterworfen. Auch Leckerli sind Futter! Daher misst man den niedrigsten pH-Wert im Urin nach mindestens 8 Stunden ohne Futteraufnahme. Den höchsten pH-Wert zirka 4 Stunden nach einer Futteraufnahme. Aufgrund dieser Schwankungen empfiehlt es sich, den pH-Wert im Urin zu verschieden Tageszeiten zu bestimmen, um einen optimalen Überblick zu bekommen. Notieren Sie für jede Urinprobe Tag und Uhrzeit sowie den Zeitpunkt der letzten Futteraufnahme davor. Vergessen Sie nicht, die Gabe von Leckerlis zu erwähnen. Dies hilft, die richtigen Schlussfolgerungen aus den pH-Messungen des Harns zu ziehen.
Vitalstoffe zur Ansäuerung des Harns bei Hunden und Katzen
Stand August 2024
*Geeignete Teststreifen zur pH-Wert-Bestimmung erhalten Sie in Ihrer Tierarztpraxis oder z.B. hier
**Eine geeignete Einstreu zur Gewinnung von Urinproben erhalten Sie in Ihrer Tierarztpraxis oder bei entsprechenden Online-Shops wie z.B. hier oder hier.